News Feed
Die moderne Medizin ist keine Wissenschaft
Die orthodoxe Medizin, die sich hochwissenschaftlich gibt ist ein
moderner Hokuspokus, bei dem Aberglaube, falsche Diagnosen, subjektive
Meinungen, Arroganz und Ignoranz stets den Vorrang vor irgendeiner Form
der Wissenschaftlichkeit haben.
Von Dr. med. Vernon Coleman
Der
Arzt, Schriftsteller und engagierte Tierversuchsgegner hat mit diesem
Beitrag die fundierteste Kritik der orthodoxen Medizin erarbeitet, die
je geschrieben wurde. Dr. Coleman entlarvt die moderne Medizin als den
größten, unverschämtesten und lebensgefährlichsten Bluff, den es in der
langen Geschichte der Medizin je gegeben hat. Die Wahrheit ist, dass die
Schulmedizin nichts weiter als Mittler zwischen Pharma-Industrie und
Patient ist. Die Pharma-Industrie benötigt die Tierversuche, um eine
weitere pseudowissenschaftliche Absicherung für ihre meist
gesundheitsgefährdenden Medikamente zu haben.
Paracelsus wäre entsetzt
Da er am Status quo rüttelte, wurde Paracelsus geächtet, verdammt und
angegriffen und aus seinem Heim getrieben. Man unternahm viele Versuche,
ihn zum Schweigen zu bringen. Paracelsus, wurde in der Schweiz geboren,
dem Sitz vieler der weltgrößten Arzneimittelhersteller, und war in
mancherlei Hinsicht der Begründer der pharmazeutischen Industrie. Aber
die Arzneimittelindustrie erkennt ihren Mentor auch heutzutage nicht an.
Die Industriebosse, die von ihm gehört haben, wissen wahrscheinlich nur
zu genau, dass Paracelsus, wenn er heute leben würde, entsetzt von der
Industrie wäre, bei deren Aufbau er mitgeholfen hat. (Die Ironie liegt
schließlich auch darin, dass, obwohl Paracelsus sein Leben lang versucht
hat, die Alchemisten davon zu überzeugen, dass sich Blei nicht in Gold
verwandeln lässt, die heutigen Pharmamanager inzwischen sehr wohl
wissen, wie man bescheidene Laborprodukte vergoldet.)
Alle diese
Männer lebten und arbeiteten im 16. Jahrhundert. Viele von ihnen setzten
bei ihrer Arbeit ihr Leben aufs Spiel. Sie waren stolz, furchtlos und
verzweifelt auf der Suche nach Erkenntnis. Sie waren die wirklichen
Wissenschaftler - sie versuchten, ihre Theorien zu beweisen oder zu
widerlegen und waren vor allem bereit, Irrtümer zuzugeben. Sie waren
bereit zu experimentieren und ihre Ideen einer genauen Prüfung zu
unterziehen.
Heute ähneln moderne Ärzte und medizinische Forscher
jedoch mehr Descartes, dem französischen Philosophen des siebzehnten
Jahrhunderts, der Experimente nicht zur Wahrheitsfindung, sondern
lediglich zur Veranschaulichung seiner Theorien nützte.
Der Mensch als mechanische Konstruktion
Die moderne medizinische Lehre des zwanzigsten Jahrhunderts fundiert
auf dem kartesischen Prinzip, dass Körper und Geist zwar verbunden, aber
im Grunde genommen getrennte Einheiten sind. Descartes glaubte nicht an
eine experimentelle Wissenschaft oder die objektive Beurteilung von
Ideen. Er war ein Philosoph, der sich nebenbei mit der Wissenschaft
beschäftigte, aber seine Ideen sollten noch für längere Zeit viele
Aspekte der medizinischen Theorie und Lehre beherrschen. Er glaubte,
dass man den Menschen als eine einfache mechanische Konstruktion
betrachten könne, und aus diesem Grund behandeln auch heute noch viele
Ärzte die Verletzung oder das mutmaßlich nicht ordnungsgemäß
funktionierende Organ, und nicht den Patienten bzw. seine Ängste und
Symptome. Die Ärzte veranlassen Labortests und glauben dann, dass sie
wissenschaftlich arbeiten, wenn sie Anomalien behandeln.
Da ein Arzt
nur eine ungenaue Vorstellung davon hat, was »normale« Blutwerte sind
(schließlich misst er immer nur die Blutwerte von kranken Menschen),
wird der Erfolg einer Behandlung im allgemeinen daran gemessen, ob er es
geschafft hat, die Laborergebnisse zu ändern, und nicht daran, ob der
Patient sich besser fühlt. Wenn ein Patient über Schmerzen klagt, führt
der Arzt Tests durch, um die Ursache herauszufinden, behandelt aber
nicht den Schmerz, da dies die Testergebnisse verfälschen würde.
Währenddessen leidet der Patient so stark unter Schmerzen, dass er noch
kränker wird. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der Ruf
der modernen Allopathie als heilender Zweig der Wissenschaft immer
schneller dahin schmilzt. Zu viele moderne Ärzte können weder heilen
noch machen sie sich etwas daraus.
Die heutigen in den Kliniken und
in der Forschung tätigen Mediziner gründen ihre Ansichten und
Schlussfolgerungen fast ausnahmslos auf subjektive Beobachtungen und
fromme Erwartungen - Beobachtungen und Erwartungen, die im allgemeinen
auf einer nicht zutreffenden historischen Sicht und experimentellen
Erfahrungen mit Mitgliedern einer anderen Spezies basieren.
Aberglaube und Irrtümer
Aberglaube und Verdachtsmomente bilden die wichtigsten Grundpfeiler der
Medizin des zwanzigsten Jahrhunderts. Irrtümer werden auf Irrtümer
gehäuft, und unbewiesene Theorien werden als Bausteine für neue Ideen
verwendet. Annahmen, Vorurteile und Gerüchte kämpfen mit subjektiven
Beobachtungen sowie persönlichen Interpretationen von Symptomen und
Anzeichen um die Aufmerksamkeit des Arztes. Ein wirklich
wissenschaftlich arbeitender Arzt müsste seine persönlichen Ansichten
einem durch Analysen und Experimente gewonnenen, unparteiischen Wissen
unterordnen. Täte er dies, würde er jedoch seinen geheimnisvollen Nimbus
und seine Autorität verlieren, d.h. wichtige traditionelle Waffen des
Medizinmanns. Ein Arzt, der Wissenschaftler wird, wird gleichzeitig so
etwas wie ein Techniker und verliert seine gottähnliche Macht.
Die
modernen Ärzte und Chirurgen sehen den menschlichen Geist und den
menschlichen Körper nicht als eine Einheit (deswegen haben sie die
Prinzipien der holistischen Medizin auch nur widerwillig angenommen und
sind erst recht unfähig zur Behandlung von Krankheiten, die auf Stress
beruhen). Sie verlassen sich mehr auf Hoffnungen und Annahmen als auf
Beweise und objektive klinische Erfahrungen. Der moderne Kliniker ist
genauso engstirnig und von persönlichen Erfahrungen und Interpretationen
beeinflusst wie sein Kollege vor zweitausend Jahren.
Bei einer
wirklich wissenschaftlichen Vorgehensweise wird eine neu entstandene
Idee erst getestet, bevor irgendwelche Schlüsse gezogen werden. Ohne
Versuche kann es keine Wissenschaft geben, und eine Idee kann nie mehr
als eine Ansicht oder eine Hypothese sein. Wirkliche Wissenschaftler
werden alles tun, um ihre eigenen Hypothesen zu widerlegen, indem sie
Wahrscheinlichkeitsmomente, Glück, Zufall und Placeboeffekte
ausschließen und sich bei ihrer Suche nach der Wahrheit nicht von Stolz,
Eitelkeit oder wirtschaftlichem Druck beirren lassen. Leider ist eine
solche Hingabe in der Welt der Medizin äußerst selten. Die Ärzte
verwechseln nur zu häufig Fallberichte mit Beweisen. Sie räumen zwar
ein, dass alle Patienten verschieden sind, ziehen aber dann aus
einzelnen, in medizinischen Zeitschriften veröffentlichten Fallberichten
Schlüsse in Bezug auf die Behandlung Tausender von Patienten.
Statistiken sind unerlässlich für die Bestimmung von
Wahrscheinlichkeiten, das Treffen von Voraussagen und die Wahl des
bestmöglichen Heilmittels, aber die Ärzte verwenden häufig ihre eigenen
Interpretationen von Statistiken. So sagt ein Arzt zum Beispiel: »Ich
habe in den letzten 5 Jahren 300 Patienten mit dieser Krankheit gesehen,
und diese Behandlung oder dieses Heilmittel ist das beste.« Er vergisst
dabei, dass es zahlreiche mögliche Heilmittel gibt, die er
wahrscheinlich nie in Betracht gezogen hat und dass einige seiner
Patienten vielleicht gestorben sind bzw. er vielen von ihnen unter
Umständen überhaupt nicht helfen konnte. Wenn Fallberichte subjektiv
betrachtet werden, kann und wird der Betrachter oft lügen und
verfälschen, um sein Berufsethos zu schützen und seine Eitelkeit zu
befriedigen.
Nur 1% aller Fachartikel sind wissenschaftlich fundiert
Die meisten Patienten nehmen wahrscheinlich an, dass wenn ein Arzt eine
anerkannte Behandlungsmethode für eine Krankheit vorschlägt, es sich
dabei um eine erprobte, geprüfte und bewährte Behandlungsmethode
handelt. Dies ist jedoch nicht der Fall.
Im British Medical Journal
vom Oktober 1991 berichtet der Herausgeber, Dr. Richard Smith, dass es
»auf der ganzen Welt vielleicht 30.000 biomedizinische Fachzeitschriften
gibt und ihre Zahl seit dem siebzehnten Jahrhundert stetig um etwa 7%
pro Jahr angewachsen ist. Aber nur 15% aller medizinischen Eingriffe
basieren auf soliden wissenschaftlichen Beweisen« und »nur 1% der
Artikel in medizinischen Fachzeitschriften sind wissenschaftlich
fundiert.« »Viele unserer Behandlungsmethoden«, sagt Dr. Smith, »sind
nie auch nur im geringsten geprüft worden«.
Was ist das für eine
Wissenschaft? Wie können sich die Ärzte als Wissenschaftler sehen, wenn
sogar die Schulmedizin zugibt, dass sechs von sieben Behandlungsmethoden
nicht wissenschaftlich untermauert sind und wenn 99% der Artikel, auf
deren Basis klinische Entscheidungen getroffen werden, nicht auf
wissenschaftlichen Forschungen beruhen?
Die grausame Wahrheit ist,
dass der Großteil aller medizinischen Forschungsprojekte von der
Arzneimittelindustrie (bzw. der Lebensmittel-, Tabak- und
Alkoholindustrie) organisiert, bezahlt, in Auftrag gegeben oder
subventioniert wird. Diese Art von Forschung soll ganz einfach Beweise
dafür finden, dass ein neues Produkt von wirtschaftlichem Wert ist. Den
Unternehmen, die solche Forschungsprojekte in Auftrag geben, geht es
nicht so sehr um Beweise - sie suchen nach Erkenntnissen, mit deren
Hilfe sie ihr Produkt verkaufen können. Von Arzneimittelherstellern
gesponserte Forschungsprojekte sind mehr auf eine gute Beurteilung des
Produkts als auf Wahrheitsfindung aus.
Eine andere Art von Forschung
wird von Ärzten oder Wissenschaftlern betrieben, die ihre Karriere
vorantreiben möchten. Alle jungen Ärzte und Forscher, die innerhalb des
heutigen Medizinbetriebs weiterkommen möchten, müssen so viele
wissenschaftliche Arbeiten wie möglich veröffentlichen.
Frank Arnold, ein Chirurg aus Manchester, gab im British Medical Journal in einem ungewöhnlich erfrischenden Artikel zu:
»Der eigentliche, nie erwähnte Zweck vieler medizinischer
Doktorarbeiten und Veröffentlichungen ist der, dass sie den
Berufungsausschüssen etwas zu beurteilen geben. Aber ist dies ein
Kriterium, dass von der Öffentlichkeit, die schließlich für unsere
Dienste bezahlt, akzeptiert wird? Würde ich mich eher von einem Arzt
behandeln lassen, der 15 Arbeiten veröffentlicht hat, als von einem, der
nur 14 vorweisen kann?«
Eine in London ansässige praktische Ärztin berichtet, dass ihr von einem Kollegen geraten wurde:
»Finde irgendwas, was du messen kannst und dann miss, bis du genug
Werte zusammen hast, um sechs Punkte in ein Diagramm einzuzeichnen. Und
dann fang an, Zusammenfassungen vorzulegen, denn wenn du dich für eine
Stelle im Krankenhaus bewirbst, brauchst du mindestens 10
Veröffentlichungen, um auf die Liste zu kommen«.
Die Ärztin
behauptet, dass derselbe Krankenhausarzt ihr außerdem anbot, ihren Namen
auf alle Veröffentlichungen seines Labors zu setzen, wenn sie dasselbe
für ihn tun würde.
Behandlungsmethoden werden nicht überprüft
Die traurige Wahrheit ist, dass die modernen Ärzte ihre
Behandlungsmethoden nicht überprüfen und dies auch nicht wollen. Falls
wirklich einmal jemand vorschlägt, dass sie ihre Behandlungsmethoden
einer wirklichen, wissenschaftlichen Analyse unterziehen, schlagen sie
entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und behaupten, es wäre
unethisch, Behandlungsmethoden zu testen, da den Patienten dann
vielleicht jede Hilfe vorenthalten bliebe. Sie behaupten, dass ihre
Behandlungsmethoden keiner Prüfung bedürfen, da sie »wissen«, dass sie
die gewünschte Wirkung haben. Die moderne medizinische Ausbildung
basiert eher auf Erklärungen und Ansichten als auf Forschung und
wissenschaftlicher Erfahrung. Die Studenten werden an den Universitäten
mit Informationen bombardiert, haben aber nicht die Zeit oder die
Möglichkeit, die ex-cathedra-Aussagen zu hinterfragen, die von einer
archaischen medizinischen Kultur gemacht werden. Die angewandten
Arzneimittel und Geräte sind vielleicht mit Hilfe von wissenschaftlichen
Methoden entwickelt worden, aber die Art und Weise, wie sie verwendet
werden, lässt sich ganz sicher nicht als wissenschaftlich bezeichnen.
Wenn die Medizin eine Wissenschaft wäre, bekäme ein Patient, der beim
Arzt über ein Symptom klagt, die beste bewährte Behandlung, nämlich eine
Behandlung, die spezifisch auf die jeweilige Krankheit ausgerichtet
ist. Behandlungsmethoden für spezifische Symptome wären genau
vorauskalkulierbar, und diagnostische Fähigkeiten wären, da sie auf
wissenschaftlichen Methoden basierten, innerhalb bestimmter anerkannter
Grenzen verlässlich. Aber dem ist nicht so. In einigen Bereichen der
Medizin arbeiten die Spezialisten auf eine Art und Weise, die man als
pseudowissenschaftlich betrachten würde, wenn diese Ärzte nicht über von
der Schulmedizin anerkannte Qualifikationen verfügen würden.
Es
werden immer wieder in großem Stil neue Behandlungsmethoden und neue
Techniken eingeführt, ohne dass diese irgendwie wissenschaftlich
untermauert wären und ohne dass die Ärzte etwas über die
wahrscheinlichen, langfristigen Konsequenzen wüssten. Anstatt zu
experimentieren und dann erprobte und verlässliche Methoden anzuwenden,
benutzen die modernen Mediziner alle ihre Patienten als
Versuchskaninchen und praktizieren ihre schwarze Kunst als einen
internationalen Großversuch.
Skrupellose Verschreibung von Pillen
Millionen von Patientinnen wurden jahrelang hochdosierte
Verhütungsmittel verschrieben, ohne dass irgend jemand etwa über die
wahrscheinlichen Folgen wusste. Als erkennbar wurde, dass diese Pillen
Hunderte von Frauen das Leben kosteten, wurden niedriger dosierte Pillen
auf den Markt gebracht. Ich habe schon in den sechziger Jahren als
Medizinstudent darauf hingewiesen, dass wir nicht wissen, welche Wirkung
die Pille auf die Kinder der Frauen hat, die sie eingenommen haben. Die
Medizin sieht keine Katastrophen voraus - sie reagiert nur auf sie.
Eine solche Haltung kann man nur schwerlich als »wissenschaftlich«
bezeichnen.
Anhand von drei spezifischen Beispielen lässt sich
hervorragend veranschaulichen, wie medizinische Methoden in großem Stil
anerkannt werden, ohne dass die Ärzte auch nur die geringste Vorstellung
davon haben, was mit den betroffenen Patienten geschehen wird.
Da wäre erstens die Verwendung von Arzneimitteln zur Senkung des Cholesterinspiegels.
Wenn man einen hohen Cholesterinspiegel hat, sollte man dann versuchen,
dies zu ändern - notfalls mit Hilfe eines Medikaments? Oder sind mit
der Senkung des Cholesterinspiegels sogar noch mehr Risiken verbunden
als mit dem erhöhten Wert an sich?
Es wird Sie vielleicht überraschen, aber diese Fragen können nicht zufriedenstellend beantwortet werden.
Es war jahrelang offensichtlich, dass Langzeitbeschwerden wie Arthritis
und hoher Blutdruck von der Arzneimittelindustrie sehr geschätzt
werden. Diese Langzeitbeschwerden bedürfen einer Langzeitbehandlung -
und die Arzneimittelindustrie macht das wirklich große Geld mit dem
Verkauf von Medikamenten, die über eine längere Zeit hinweg eingenommen
werden.
(Wenn ich in sehr zynischer Stimmung bin, frage ich mich
oft, was geschehen würde, wenn ein Arzneimittelhersteller eines Tages
ein echtes Heilmittel für eine dieser Langzeitbeschwerden fände. Die
internationale Arzneimittelindustrie ist meiner Ansicht nach
rücksichtslos. Diese Rücksichtslosigkeit zeigt sich unter anderem in der
Art und Weise, wie Märkte geschaffen werden, wo keine sind, nur um
große Profite zu machen. Die Frage ist also, ob die
Arzneimittelindustrie das Heilmittel vertreiben, und damit einen
riesigen Milliardenmarkt ruinieren würde, oder ob sie die Entdeckung
einfach aufkaufen würde, um sich die Profite zu erhalten.)
Pillen zur Senkung des Cholesterinspiegels
Unter den in jüngster Zeit entwickelten Medikamenten sind es vor allem
die Produkte zur Senkung des Cholesterinspiegels, die der
Arzneimittelindustrie ein Vermögen einbringen könnten.
Viele Ärzte
und Patienten haben jahrelang geglaubt, dass Personen mit einem hohen
Cholesterinspiegel mit größerer Wahrscheinlichkeit unter Herzbeschwerden
oder hohem Blutdruck leiden sowie ein erhöhtes Schlaganfallrisiko
tragen.
Es wurden Millionen ausgegeben, um den Cholesterinspiegel
der Patienten festzustellen, und viele Patienten sind vor Angst fast
gestorben, wenn ihnen gesagt wurde, dass ihr Cholesterinspiegel zu hoch
sei.
Diese Entwicklung führte dazu, dass die Arzneimittelindustrie
in den letzten Jahren die massenhafte Einführung von Medikamenten zur
Senkung des Cholesterinspiegels vorbereitet hat.
Die Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels erfreuen sich großer Beliebtheit.
Die Arzneimittelhersteller lieben sie, weil sie auf lange Sicht einen
riesigen internationalen Markt eröffnen, und die Industrie liebt nun mal
riesige internationale Märkte.
Und die Patienten nehmen nur zu gern
eine Pille zur Senkung ihres Cholesterinspiegels ein, denn sie glauben,
dass ein hoher Cholesterinwert ein hohes Schlaganfallrisiko bedeutet,
möchten aber gleichzeitig nicht auf die fetthaltigen Nahrungsmittel
verzichten, die den Cholesterinspiegel erhöhen.
Ich glaube daher,
dass die Arzneimittelindustrie in den neunziger Jahren ihre größten
Wachstumserfolge wahrscheinlich mit dem Verkauf von Medikamenten zur
Senkung des Cholesterinspiegels erzielen wird. Es gibt erste Anzeichen
dafür, dass diese explosionsartige Entwicklung bereits begonnen hat.
Zwischen 1986 und 1990 hat sich in Großbritannien die Anzahl der
verschriebenen Medikamente zur Senkung des Cholesterinspiegels
verdreifacht.
Für das Gesundheitswesen und die Regierungen vieler
Länder auf der ganzen Welt wird das Verschreiben von Medikamenten zur
Senkung des Cholesterinspiegels eine teure Angelegenheit werden. Man
wird viele scheinbar gesunde Bürger zu regelmäßigen Pillenschluckern
machen, und die Profite der internationalen Arzneimittelhersteller
werden in die Milliarden gehen.
Aber selbst wenn man einmal davon
absieht, dass viele Menschen ihren Cholesterinspiegel auch durch eine
vernünftigere Ernährungsweise normalisieren könnten, stellt sich immer
noch die Frage, ob die mit einer Langzeiteinnahme verbundenen Risiken
annehmbar sind.
Die Antwort lautet mit fast 100%iger Sicherheit: »Darüber ist nichts bekannt« .
Trotz der Tatsache, dass diese Arzneimittel bereits in großen Mengen
verschrieben werden - auch viele Leser dieser Zeitschrift nehmen
wahrscheinlich schon Medikamente zur Senkung ihres Cholesterinspiegels
ein - scheint bisher niemand mit Sicherheit sagen zu können, ob diese
Medikamente es wirklich wert sind, verschrieben zu werden.
Mehrere
bereits geführte Prozesse deuten darauf hin, dass Patienten, die
Medikamente zur Senkung ihres Cholesterinspiegels nehmen, eher kürzer
als länger leben und dass die Entscheidung zugunsten dieser Behandlung
nicht immer klug ist.
Bei geringeren Cholesterinwerten erhöhte Mortalität
Der Autor eines jüngst im British Medical Journal erschienenen Berichts
kommt zu den Schluss, dass »verschiedene Studien über Patienten, die an
Tests teilnahmen, bei denen die Konzentration von Cholesterin im Blut
entweder über die Ernährung oder medikamentös gesenkt wurde, eine
erhöhte Mortalität aufgrund von Verletzungen und nicht
krankheitsbezogenen Ursachen gezeigt haben«.
Gunnar Lindberg,
Oberarzt am Centre for Public Health Research, Karlstad, Schweden;
Lennart Rastam, Dozent für Familienmedizin, und Bo Gullberg, Dozent für
medizinische Statistik, beide am Department of Community Health Sciences
der Universität Lund in Schweden, sowie Gunnar A. Eklund, Professor für
Epidemiologie am Department of Cancer Epidemiology, Radiumhemmet,
Karolinska Hospital, Schweden, haben in einem gemeinsamen Bericht die
Möglichkeit geprüft, ob zwischen einem niedrigen Cholesterinspiegel und
dem Tod durch Verletzungen oder Selbstmord ein Zusammenhang bestehen
könnte.
Sie fanden heraus, dass ein Tod durch Verletzungen,
insbesondere durch Selbstmord, bei Menschen mit einem niedrigen
Cholesterinspiegel häufiger anzutreffen ist.
Dies könnte nach Dr.
Engelbergs Ansicht darauf hindeuten, dass Menschen mit einem gesenkten
Cholesterinspiegel »ihre Aggressionen schlechter unterdrücken können«.
Von der World Health Organisation durchgeführte Versuche mit dem
Medikament Clofibrat konnten die Annahme nicht bestätigen, dass
Arzneimittel zur Senkung des Cholesterinspiegels die Sterblichkeitsrate
bei Herzkranken reduzieren könnten und warfen neue Fragen hinsichtlich
der Rolle dieser Medikamente auf.
Ein Leitartikel des British Medical Journal stellte die Frage:
»Wenn Clofibrat das Sterblichkeitsrisiko erhöht, sollte es dann zur Behandlung von Lipoidstörungen verwendet werden?«
Matthew G. Dunnigan, Facharzt am Stobhill General Hospital in Glasgow,
kommt zu dem Schluss, dass »das Fehlen von Hinweisen auf eine erhebliche
Reduzierung von Todesfällen aller Art durch lipoidsenkende Medikamente,
insbesondere bei Versuchen zur Primärprävention, darauf hindeutet, dass
eine positive Wirkung von lipoidreduzierenden Medikamenten auf
Todesfälle aller Art bestenfalls gering und von nur marginalem Nutzen
für den Patienten ist«.
Einige Ärzte sind sogar der Ansicht, dass ein zu niedriger Cholesterinspiegel zu einem erhöhten Krebsrisiko führen kann.
Ich glaube nicht, dass irgendjemand mit Sicherheit weiß, ob es sich
lohnt, Medikamente zur Senkung des Lipoid- oder Cholesterinspiegels im
Blut einzunehmen.
Aber die Ärzte, ermutigt von den
Arzneimittelherstellern, verschreiben weiterhin eifrig Medikamente zur
Senkung des Cholesterinspiegels.
Chirurgische Experimente an Männern und Frauen
Ich habe bewusst ein chirurgisches »Experiment« ausgewählt, das
männliche Patienten betrifft - die Vasektomie - und eines, das weibliche
Patienten betrifft - die Brustvergrößerung. Es handelt sich hier um
zwei Beispiele für weitverbreitete medizinische Eingriffe von
zweifelhafter Sicherheit. Beide Experimente sind chirurgische Eingriffe,
die an gesunden jungen Erwachsenen vorgenommen werden. Man sollte daher
annehmen, dass die Chirurgen ganz besonderen Wert darauf legen, dass
das Risiko von nachteiligen Auswirkungen, wenn möglich, ganz
ausgeschlossen wird.
Die Vasektomie oder Sterilisation des Mannes
erfreut sich seit Jahrzehnten großer Beliebtheit, und auf der ganzen
Welt haben sich bereits viele Millionen Männer dieser Operation
unterzogen. Es handelt sich hierbei um einen relativ schnellen und
einfachen chirurgischen Eingriff, und die Zahl der Männer, die ihn
vornehmen lassen, wächst stetig. Die Tuben, die von den Hoden (wo die
Spermien produziert werden) zum Penis führen, werden dabei einfach
durchtrennt oder versiegelt, so dass keine Spermien mehr durchdringen
können. Man nimmt an, dass sich bis Ende 1991 weltweit etwa 50 Millionen
junge und gesunde Männer dieser Operation unterzogen haben.
In den
letzten Jahren sind den Ärzten jedoch Zweifel hinsichtlich der
Sicherheit der Operation gekommen. Es sind einige unabhängige Studien
veröffentlicht worden, aus denen hervorgeht, dass es einen Zusammenhang
zwischen dieser Operation und Hoden- oder Prostatakrebs, Herzkrankheit,
immunologischen Störungen, Abklingen des Geschlechtstriebs oder
vorzeitigem Altern geben könnte. Insbesondere der mögliche Zusammenhang
mit Krebserkrankungen ist beunruhigend. Eine Studie hat beispielsweise
gezeigt, dass von 3.000 schottischen Männern, die sich einer Vasektomie
unterzogen hatten, 8 innerhalb von vier Jahren nach der Operation an
Hodenkrebs erkrankt sind.
In Anbetracht der Zahl der betroffenen
Männer sowie der Tatsache, dass die Operation an gesunden, jungen
Männern vorgenommen wurde und immer noch wird, sollte man annehmen, dass
ein Berufsstand von Wissenschaftlern der Operation solange Einhalt
gebieten würde, bis alle Risiken genau geklärt worden sind. Dies ist
jedoch in keinster Weise der Fall. Die Operation wird immer noch mit
derselben Begeisterung wie vorher durchgeführt, und soweit ich weiß, hat
bisher auch niemand vor, die Erfahrungen aus aller Welt zu sammeln, um
die genauen Risiken des Eingriffe herauszufinden.
Brust-Vergößerungs-Operation
Die Tatsache, dass eine Operation zur Brustvergrößerung mit Hilfe von
Silikonimplantaten echte Gefahren bergen könnte, wurde der
Öffentlichkeit erst Anfang 1992 schlagartig bewusst - obwohl die
Brustvergrößerung genauso wie die Vasektomie bereits seit mehreren
Jahrzehnten sehr beliebt war und die ersten Zweifel an der
Ungefährlichkeit der Operation schon viele Jahre vorher geäußert worden
waren.
Als üppige Oberweiten die große Mode wurden, war den
Chirurgen von Anfang an klar, dass dies ein ausgezeichnetes Geschäft
werden könnte. Sie bemühten sich daher auch sehr um eine Rechtfertigung
für etwas, das für manche Zyniker nur eine Gelegenheit zum Geldverdienen
war.
Anfang der achtziger Jahre behauptete die American Society of
Plastic and Reconstructive Surgeons, dass »eine wachsende Menge von
stichhaltigem medizinischen Datenmaterial darauf hindeutet, dass diese
Missbildungen (kleine Brüste) tatsächlich eine Krankheit darstellen«.
Die kosmetischen Chirurgen gaben der Krankheit einen Namen - Mikromastie
- und taten ihr Bestes, um sie auszurotten. Man schätzt, dass die
Schönheitschirurgen in den letzten dreißig Jahren allein in Amerika mehr
als zwei Millionen Opfer von Mikromastie ausfindig gemacht und
»geheilt« haben.
Ursprünglich haben Chirurgen Silikon direkt in die
Brust injiziert. Die mit diesem Verfahren verbundenen Probleme ließen
jedoch nicht lange auf sich warten. In zahlreichen Fällen streute das
Silikon im Körper des Empfängers und löste entsprechende Reaktionen aus.
Damit nicht genug, kam es durch den Abbau des Silikons auch zu einer
raschen Schrumpfung der «verschönerten« Brust. Auf der Suche nach einem
sichereren Verfahren gingen Chirurgen dazu über, das Silikon mit Hilfe
von kleinen Plastiksäckchen zu implantieren.
Nach 30 Jahren Anwendung noch kein statistisches Material!
Gegen Ende des Jahres 1991 und zu Beginn von 1992 entstand jedoch eine große Kontroverse über die Sicherheit dieser Implantate.
Nach Schätzungen der angesehenen US Citizen Health Research Group
hatten 155.500 Frauen Probleme mit rissigen Implantaten oder Infektionen
erlebt. 123.300 Frauen litten an verhärteten Brüsten, während über
250.000 dieser Frauen angaben, sich mit ihren Implantaten unwohl zu
fühlen.
Während Vertreter der Ärzteschaft erklärten, es gebe keine
Beweise für gesundheitsschädigende Wirkungen der Implantate, hat ein
Sprecher der amerikanischen Lebensmittelbehörde (FDA) zugegeben, von
»dem Mangel an statistischem Material« beeindruckt zu sein, und fügte
hinzu
»im Jahr 1991, also nach 30 Jahren Anwendung, haben wir immer
noch keine Daten ... wir müssen dieser Sache auf den Grund gehen«.
Schätzungen zufolge beziehen 15.000 amerikanische Chirurgen einen
erheblichen Teil ihres Einkommens aus Leistungen, die sie im Bereich der
kosmetischen Chirurgie erbringen.
Im November 1991 hat ein
Beratungskomitee der amerikanischen Lebensmittelbehörde (FDA) empfohlen,
die Implantate auf dem Mark zu lassen, trotz des Mangels an Beweisen
für ihre Unbedenklichkeit. Da die Implantate vor der Verabschiedung
eines Gesetzes im Jahr 1976, das die Erbringung eines Nachweises für
Unbedenklichkeit und Wirksamkeit solcher Verfahren vorschrieb, auf den
Markt gebracht wurden, hatten sie keinerlei behörderliche
Zulassungsverfahren durchlaufen.
Am 6. Januar 1992 hat die FDA die
Ärzte gebeten, solange vom Einsatz der Silikon-Gel-Implantate abzusehen,
bis neues Beweismaterial, das auf einen ursächlichen Zusammenhang
zwischen dem Gel und Autoimmunreaktionen oder Bindegewebsstörungen
hinwies, geprüft werden konnte. Der FDA-Beauftragte erklärte, seine
Behörde habe Studienberichte erhalten, die bislang von Dow Corning
Wright, dem größten Hersteller der Silikonimplantate, nicht zugänglich
gemacht worden waren. Es gab jedoch auch Behörden, die sich weniger
besorgt zeigten. So wandte sich der oberste Amtsarzt des britischen
Gesundheitsdienstes am 27. Januar 1992 in einem Schreiben an die
Ärzteschaft:
» ... gibt es keinen Grund, zu einer allgemeinen
Änderung dieser Form von chirurgischen Eingriffen in Großbritannien zu
raten. Die Entscheidung für einen solchen chirurgischen Eingriff ist
Sache der Patientinnen nach Einholung des ärztlichen Rates«.
Darüber
hinaus gab der Amtsarzt an, von der FDA entsprechende Informationen
angefordert zu haben - derselben FDA, die den amerikanischen Chirurgen
angewiesen hatte, vom Gebrauch der Silikonimplantate zunächst abzusehen.
Das Problem bestand darin, dass sogar nach 30 Jahren Einsatz die Frage
noch immer ungeklärt blieb, welche Wirkungen das ausgetretene Silikon im
Körper hervorruft, obwohl Berichte über Schwäche, Schädigungen des
Immunsystems, Gedächtnisschwäche, Müdigkeit, chronische grippeähnliche
Erkrankungen und weiteres vorlagen.
Ende Februar lag dem FDA die
Empfehlung vor, kontrollierte klinische Versuche zur Risikoabschätzung
von Silikonimplantate durchzuführen. Die Frage, warum klinische Versuche
nicht bereits 30 Jahre früher, und zwar von den Chirurgen, die dieses
Verfahren als erste aufgegriffen hatten, durchgeführt worden sind,
erscheint mehr als gerechtfertigt. Zumindest kann es keinen Zweifel
geben, dass ein korrekter wissenschaftlicher Ansatz kontrollierte
Studien mit eingeschlossen hätte. (Wir wollen die Frage nach der
Zweckmäßigkeit solcher Operationen hier ausgeklammert lassen).
Es gibt in der Medizin keine Gewissheit
Der Mangel an wissenschaftlichen Beweisen, die medizinische Praktiken
untermauern, ist in allen Bereichen der Medizin nicht zu übersehen.
Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, gibt es keine Gewissheiten in
der Medizin. Was einem Patienten verordnet wird, hängt mehr vom Zufall
und den persönlichen Vorurteilen des einzelnen Arztes ab als von der
Wissenschaft.
Dieses Problem ist natürlich alles andere als neu.
In der Einleitung zu seinem Bühnenstück »The Doctor's Dilemma« verweist
George Bernard Shaw auf ein Ereignis, das sich zur Zeit der ersten
großen Grippeepidemie am Ende des neunzehnten Jahrhunderts ereignet hat.
Eine Londoner Abendzeitung hatte einen Journalisten beauftragt, alle
großen Koryphäen der damaligen Zeit als Patienten aufzusuchen. Die
erteilten Ratschläge und ärztlichen Verordnungen wurden dann in der
Zeitung veröffentlicht.
Obwohl diese ganze Vorgehensweise von den
medizinischen Fachzeitschriften als unverzeihlicher Vertrauensbruch
angeprangert wurde, waren die Ergebnisse frappierend. Obwohl der
Journalist jedesmal genau dieselben Beschwerden angeführt hatte,
erteilte jeder Arzt andere Ratschläge und traf andere Verordnungen.
Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Auch in der heutigen
Medizin, die sich einer noch nie dagewesenen Hochtechnologie bedienen
kann, gibt es viele, fast endlose Variationen hinsichtlich der
Behandlungsverfahren, die von unterschiedlichen Ärzten bevorzugt werden.
Ärzte treffen unterschiedliche Verordnungen für identische Symptome;
die Dauer des Krankenhausaufenthalts, die sie ihren Patienten anordnen,
weist extrem große Schwankungen auf, während verschiedene Arten von
Operationen an Patienten mit offensichtlich identischen Problemen
durchgeführt werden.
Es gibt, wie es scheint, keine Gewissheiten in
der Medizin. Jedes Jahr unterziehen sich 61 von 100.000 Amerikanern
einer Bypass-Operation. In Großbritannien sind es lediglich sechs von
100.000 Einwohnern, in Japan hingegen kommt nur eine Operation auf
100.000 Personen. In den Vereinigten Staaten und Dänemark wird sieben
von zehn Frauen im Verlauf ihres Lebens die Gebärmutter operativ
entfernt, während in England nur zwei von zehn Frauen sich dieser
Operation unterziehen. Woher kommen solche Unterschiede? Werden zu viele
dieser Operationen in den Vereinigten Staaten durchgeführt, oder in
Großbritannien zu wenige? In den Vereinigten Staaten kommt eines von
fünf Neugeborenen durch Kaiserschnitt auf die Welt. In England und Wales
kommen nur 9% der Kinder durch einen Kaiserschnitt auf die Welt. In
Japan liegt der Anteil bei 8%.
Nur subjektive Meinungen - keine objektiven Kriterien
Auch innerhalb bestimmter Krankenhäuser sind große Abweichungen der
fachlichen Ansichten unter den Ärzten an der Tagesordnung. Es gibt
Hals-, Nasen- und Ohrenspezialisten die immer noch die Meinung
vertreten, Mandeln und Rachenmandeln sollten bei der erstbesten
Möglichkeit entfernt werden, während andere Fachärzte diese Eingriffe
als nutzlos oder gar gefährlich betrachten und nur in seltenen Fällen
dazu raten. Es gibt Chirurgen, die eine Gallenblase durch einen winzigen
Einschnitt entfernen, während andere Chirurgen wiederum sehr große
Schnitte bevorzugen. Manche Ärzte empfehlen ihren Magengeschwürpatienten
eine auf Milchprodukte basierende Diät, obwohl andere Ärzte eine solche
Ernährungsweise für restlos überholt halten. Trotz all dieser
therapeutischen Abweichungen sind die meisten Ärzte der Ansicht, ihre
Behandlungsmethoden wären unanfechtbar.
Man erlebt es leider immer
wieder, dass Haus- und Krankenhausärzte ihre Entscheidungen so
verkünden, als würden diese anschließend für alle Ewigkeit auf
Marmortafeln eingemeißelt werden.
Eine nüchterne Betrachtung der
Sachlage zeigt, dass die meisten therapeutischen Entscheidungen auf
einer wissenschaftlichen Basis getroffen werden, die sich größtenteils
aus Vermutungen, persönlicher Erfahrung, Intuition und Vorurteilen
zusammensetzt.
Unnötige Brust-Operationen bei Frauen
Der
traurigste und zugleich besorgniserregendste Aspekt in diesem
Zusammenhang ist die Tatsache, dass so viele moderne Behandlungsformen
potentiell gefährlich, bzw. mit erheblichen Nebenwirkungen behaftet
sind. Wie oft führt der Missbrauch der medizinischen Wissenschaft zu
persönlichen Tragödien.
Nehmen wir Brustkrebs als Beispiel. Noch vor
wenigen Jahren galt die Totalmastektomie, die Entfernung der weiblichen
Brust zusammen mit dem umliegenden Gewebe und dem darunterliegenden
Muskel als die Behandlung der Wahl. Dieser radikale Eingriff kommt einer
Verunstaltung der betroffenen Personen gleich. In der Zwischenzeit
(nachdem einige Forschungsarbeiten vorliegen) hat es sich
herausgestellt, dass dieses Verfahren weder von nachweisbaren Nutzen,
noch erfolgreicher ist als weniger radikale chirurgische Eingriffe.
Bedauerlicherweise wird diese Radikaloperation immer noch von Tausenden
von Ärzten praktiziert, wohl aus dem guten Grund, dass man es immer
schon so und nicht anders gemacht hat. Wie kann man ein erwiesenermaßen
nutzloses und brutales Verfahren im Namen der Wissenschaft
weiterpraktizieren?
Solche nutzlosen und gefährlichen
Behandlungsmethoden sind leider keine Seltenheit und werden in vielen
Fällen über Jahre beibehalten. Wenn Chirurgen unter Druck gesetzt werden
und zu den angewandten Methoden entsprechende Erklärungen abgeben oder
Beweise liefern sollen, werden diese häufig mit der Bemerkung
verteidigt, sie würden nach »klinischem Urteilsvermögen« angewandt. Dies
mag zwar nach einer fachlichen fundierten Entscheidung klingen,
bedeutet aber im Klartext, dass der betreffende Chirurg feste Ansichten
hat und nicht bereit ist, auf andere Meinungen zu hören.
Im Großen
und Ganzen zeigen sich Ärzte wenig erfreut darüber, wenn ihre
Behandlungsmethoden einer wissenschaftlichen Nachprüfung unterzogen
werden. Es kommt sogar häufig vor, dass Ärzte die Ergebnisse solcher
Nachprüfungen ignorieren, wenn die Ergebnisse nicht ihren persönlichen
Ansichten entsprechen.
In vielen Fällen weiß niemand warum und ob
ein therapeutisches Verfahren funktioniert. Neue Behandlungsmethoden
werden so lange ausprobiert, bis sie entweder zu viele Opfer fordern und
eingestellt werden müssen, oder eine neues, aufregenderes Konzept
vorgebracht wird. Die Arzneimittelhersteller tun das ihre, um diesem
unwissenschaftlichen Treiben Vorschub zu leisten, denn sie wissen nur
allzu genau, dass eine Medizin, die die Bezeichnung wissenschaftlich
wirklich verdient hat, zugleich auch das Ende ihrer gigantischen
Renditen einläuten würde.
Aber, aber - werden Sie an dieser Stelle
vielleicht einwenden wollen - wenn die therapeutischen Verfahren nicht
streng nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zur Anwendung gelangen,
werden die Diagnosen sicherlich in wissenschaftlich einwandfreier Weise
getroffen.
50% der Diagnosen waren falsch
Auch hier spricht die Beweislast gegen eine solche Annahme. Auch hier gibt es keine Gewissheiten in der Medizin.
Wenn wissenschaftliche Methoden angewandt werden, wird es klar, dass
die Wahrscheinlichkeit, mit welcher der Arzt den Verlauf einer Krankheit
genau prognostizieren kann, nicht größer ist als fünfzig zu fünfzig. In
einer kürzlich durchgeführten Studie sind zwei Pathologen auf der
Grundlage von 400 post-mortem Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen,
dass eine falsche Diagnose bei mehr als der Hälfte der verstorbenen
Patienten gestellt worden war. Dies bedeutet wahrscheinlich auch, dass
mehr als die Hälfte dieser Personen eine falsche Behandlung erhalten
hatten.
Wenn man an die starke Wirksamkeit vieler moderner
Medikamente denkt, kann man sich vorstellen, dass ein großer Anteil
dieser Patienten nicht an ihrer ursprünglichen Krankheit, sondern an der
falschen Behandlung gestorben sind. Wie die Pathologen ebenfalls
berichteten, war eine therapeutisch zugängliche Krankheit bei einem von
sieben Patienten übersehen worden. So hat man zum Beispiel festgestellt,
dass 65 von 134 Fällen von Lungenentzündungen unerkannt geblieben
waren, während aus einer Gruppe von 51 Personen, die einen Herzinfarkt
erlitten hatten, dies in 18 Fällen von den Ärzten nicht diagnostiziert
worden war.
Es hat den Anschein, als nehme die Ignoranz in der medizinischen Praxis bedrohlich zu.
Noch im Jahr 1982 hat eine im »Medical News« erschienene Studie über
praktische Ärzte ergeben, dass ein Viertel der befragten praktischen
Ärzte den Zusammenhang zwischen Rauchen und Herzkrankheiten entweder
nicht kannte, oder nicht daran glaubte, und, man höre und staune, fast
zwanzig Prozent sich über den ursächlichen Zusammenhang zwischen dem
Rauchen und Lungenkrebs nicht im Klaren waren.
Aus Frankreich gibt
es Berichte über die Abschlussprüfungen von Pariser Medizinstudenten.
Bei der Auflistung von krebsverursachenden Faktoren haben ein Zehntel
der Studenten den Faktor Tabakkonsum übergangen. Im Gegensatz hierzu
haben über ein Drittel der Studenten jene Krebsart angeführt, die bei
Pferden durch die Reibung mit dem Zaumzeug entsteht.
Bei einer
Befragung von 70 praktischen Ärzten stellte Dr. Badal Pal, oberster
Registrator in der Abteilung für Rheumatologie am Dryburn Hospital in
Durham, fest, dass die Hälfte dieser Personengruppe nur sehr dürftige
Kenntnisse von den Inhaltsstoffen der beliebten, steroidfreien
entzündungshemmenden Medikamenten hatten - Medikamente, die heute zu den
am häufigsten verordneten Präparaten zählen und von einem Millionenheer
von Arthritisleidenden regelmäßig eingenommen werden.
Eine andere,
vom Royal College of General Practitioners durchgeführte Studie kam zu
dem traurigen Ergebnis, dass viele erfahrene Hausärzte unzureichende
Kenntnisse von der Diagnose und Behandlung gängiger Krankheiten hatten.
Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Fragebögen an 1.400 praktische
Ärzte verschickt. Die Fragen betrafen unter anderem häufig auftretende
Krankheiten wie Anämie, Mittelohrinfektionen, Drüsenfieber und
Gelbsucht.
Dr. William Acheson, oberster Lehrbeauftragter für
praktische Medizin an der Manchester University bemängelte, dass viele
der Ärzte
»wichtige Antworten schuldig geblieben waren. Einige
machten sehr ungewöhnliche Angaben, während andere wiederum völlig
falsche Antworten abgaben.«
Nur die Hälfte der befragten Ärzte
führten die drei häufigsten Symptome einer Mittelohrinfektion an,
während über die Hälfte wichtige Fragen an einen Patienten mit Gelbsucht
ausließen.
In diesem Zusammenhang äußerte sich Dr. Donald Alastair
Donald, Vorsitzender des Komitees für Weiterbildung in praktischer
Medizin, wenig erstaunt über die von der Studie aufgedeckten Mängel.
»Jedes Wissen nimmt kontinuierlich ab, wenn es nicht aufgefrischt wird«
sagte Dr. Donald und gab zu bedenken, dass »der durchschnittliche
praktische Arzt jährlich nicht mehr als vier Stunden mit der
Absolvierung von weiterbildenden Kursen beschäftigt ist«.
High-Tech-Zauber ein moderner Hokospukus
Unsere heutige Ärzteschaft gibt sich große Mühe, die schwarze Kunst der
Praxis im Glanze der Wissenschaftlichkeit erstrahlen zu lassen. Es
entstand eine »Pseudowissenschaft« gigantischen Ausmaßes, die es den
Ärzten ermöglicht, sich auf ein gewaltiges medizin- und labortechnisches
Instrumentarium zu stützen, mit dessen Hilfe sie ihre therapeutischen
Interventionen erklären und ihnen die erforderliche Würde verleihen
können.
All dies ist ja keineswegs neu. Die Alchemisten des
Mittelalters und die afrikanischen Medizinmänner wussten sehr wohl, mit
welchen Worten und Zauberformeln sie die Götter und ihre Magie herbei
beschwören konnten und so schufen sie ein geheimes und
undurchdringliches Konstrukt aus Heilpflanzen, Gesängen, Tänzen,
Fetischen, Beschwörungsformeln und rituellen Gesängen. Man beherrschte
sogar schon die Schädeleröffnung.
Unsere heutigen Kliniker können
jedoch mit einem High-Tech-Zauber aufwarten, der völlig neue Dimensionen
erschließt. Mit einer Bandbreite, die von Laserchirurgie,
Psychotherapie, über Computertomographie bis hin zu komplexen
Blutuntersuchungen reicht, wird der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit
eindrucksvoll untermauert. Dennoch, so undurchdringlich dieses
pseudowissenschaftliche Gestrüpp erscheinen mag, so wissenschaftlich
einwandfrei die der Medizintechnik zugrundeliegenden Prinzipien auch
sein mögen, die praktische Anwendung der Apparate und Verfahren ist
wenig mehr als ein Hokuspokus. Die Tatsache, dass Ärzte sich
wissenschaftlicher Apparaturen bedienen, macht sie ebenso wenig zu
Wissenschaftlern, wie Medizinmänner als solche gelten können, die sich
ein Stethoskop umhängen und um ein Mikroskop tanzen.
Wenn die
Ärzteschaft sich wenigstens darüber im Klaren wäre, wie wenig unsere
Medizin eine echte Wissenschaft ist, und dass sie an einem der größten
Täuschungsmanöver in der Geschichte der Menschheit teilnehmen, ließe
sich der Schaden in relativ bescheidenen Grenzen halten. Das Problem
besteht jedoch darin, dass die große Mehrheit der Ärzte an jene Lügen,
die man sie gelehrt hat, durchaus glaubt; mit anderen Worten, sie sind
von sich als Wissenschaftler überzeugt, die eine angewandte Wissenschaft
praktizieren. Als Medizinstudenten und angehende Ärzte brachte man
ihnen bei, dass sie eine wissenschaftliche Disziplin praktizieren
werden, und es kann wenig Zweifel geben, dass die meisten von ihnen, wie
viel Pannen und Ungereimtheiten es mit den Prinzipien der Wissenschaft
auch geben mag, durchaus überzeugt sind, als Wissenschaftler zu handeln.
Die Folgen des modernen Aberglaubens
Eine der Folgen dieses modernen Aberglaubens ist die Anwendung der
verfügbaren Technik, ohne allzu viele, und in manchen Fällen gar keine,
Gedanken an die betroffenen Patienten zu verschwenden; schließlich hat
man gelernt, nicht zuletzt dank der Technik des 20. Jahrhunderts, ein
mittelalterliches Autoritätsgebaren mit einem gottähnlichen
Überlegenheitsbewusstsein zu verbinden. Das Ergebnis ist ein
therapeutisches Chaos.
Patienten werden einer Fülle von meist
unnötigen, und teilweise gefährlichen, Untersuchungen und
Behandlungsverfahren unterzogen, die von einem Arzt zum anderen
natürlich stark variieren, und mehr aufgrund von Vermutungen geplant und
definiert werden, anstatt durch eine wissenschaftliche Analyse der
Möglichkeiten und Konsequenzen. Um sich vor jenen Ängsten zu schützen,
die eine Unwissenheit dieses Ausmaßes allzu verständlicherweise zu
schüren vermag, wenden sich viele Ärzte verstärkt der Möglichkeiten der
Medizintechnik zu, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Durch ihre Ausbildung lernen Ärzte, stets nach dem zu fahnden, was als
gesichert gelten kann. Dies geht soweit, dass Untersuchungen zu einem
reinen Selbstzweck geraten, anstatt als Indikator für eine sinnvolle
Therapie zu dienen. Während die Fortschritte der modernen Medizin
gefeiert werden, geraten die eigentlichen Bedürfnisse der Patienten
immer mehr in den Hintergrund. Anstatt die Leiden der Kranken zu lindern
oder gar zu heilen, sind allzu viele Ärzte mehr mit intellektuellen
Spielen beschäftigt, die sich um die Erstellung und Analyse von
Untersuchungen drehen und mit der notwendigen Hinwendung und Pflege des
Patienten nichts zu tun haben.
Es gibt zu viele Patienten, die zu
viele Untersuchungen, Diagnosen und Behandlungen durchlaufen und dabei
zu wenig echte Pflege, Zuwendung und Unterstützung erfahren haben. Die
Behebung von Symptomen ist zum Maß aller Dinge geworden, so dass der
Behandlungserfolg eher im Labor als am Krankenbett, am Menschen selbst,
ausgemacht wird.
Was ist eigentlich mit unserer Medizin geschehen?
Warum wird sie den Maßstäben einer echten Wissenschaft nicht gerecht?
Was ist auf den großartigen Fundamenten gewachsen, die im sechzehnten
Jahrhundert von Männern wie Bacon, Paracelsus, Vesalius, Santorio
Santorio, Michael Servetus, Franciscus Sylvius und Amboise Pare gelegt
wurden? Auf diesen Fundamenten haben Größen aufgebaut wie Hermann
Boerhave, Professor der Chemie an der Universität Leyden, Robert Boyle,
der herausragende englische Chemiker, Giogio Baglivi, ein früher
experimenteller Physiologe, der ebenfalls als Arzt und Professor der
Anatomie in Rom tätig war, William Harvey, jener Anatom, der im
siebzehnten Jahrhundert als erster den Blutkreislauf beschrieben hatte,
sowie Bernadino Ramazzine, ein italienischer Professor der Medizin,
Begründer der Industriemedizin und der erste Arzt, der seine Patienten
routinemäßig nach ihren Arbeitsbedingungen befragte.
Zum Anhängsel der Pharma-Industrie verkommen
Im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert dienten ihre Arbeiten und
Schriften als feste Grundlage für die Entwicklung der medizinischen
Wissenschaft durch Thomas Addison, William Beaumont,
Marie-Francois-Xavier Bichat, Richard Bright, Edwin Chadwick, Marie und
Pierre Curie, Jean-Marie Charcot, Carlos Finlay, Paul Ehrlich, William
Heberden, John Hunter, Rene Theophile Hyacynthe Laennec, Alphonse
Laveran, Joseph Lister, Philippe Pinel, Wilhelm Conrad Röntgen, James
Simpson, Ignaz Semmelweiss, John Snow, William Withering, Charles
Thackrah und Rudolf Virchow.
Wie konnte dieses großartige
wissenschaftliche Gebäude soweit verfallen wie es heute der Fall ist?
Warum ist die Medizin des zwanzigsten Jahrhunderts wieder in den
Dunstkreis der Hexerei und Schwarzen Magie gerückt?
Die Antwort ist
sehr einfach. Im letzten Jahrhundert hat sich die Medizin zu einem
Anhängsel der pharmazeutischen Industrie und der Organisationen eines
gigantischen, übermächtigen und überaus gewinnträchtigen
Gesundheitswesens entwickelt.
Die Medizin hat ihren unabhängigen
Status inzwischen verloren. Das Wohl des Patienten liegt weder der
Ärzteschaft noch dem Heer der Verkaufs- und Marketingexperten am Herzen,
denn die Herren, denen sie dienen, sind anderswo zu suchen. Die Rolle,
die den Ärzten heute zukommt, ist die des nützlichen Verbindungsgliedes
zwischen der pharmazeutischen Industrie und dem Konsumenten ihrer
Erzeugnisse.
Nicht gemeint sind mit diesem Beitrag all jene
Naturheilärzte, Ganzheitsmediziner, und Heilpraktiker, die sich
gemeinsam mit dem Patienten bemühen, die wahren Ursachen der Krankheit
zu finden und entsprechende Behandlungskonzepte zu erarbeiten. Ihre
Anzahl nimmt erfreulicherweise stetig zu.
https://www.naturepower.de/vitalstoff-journal/fakten-widerreden/medizinbetrieb/die-moderne-medizin-ist-keine-wissenschaft/ .